Correctie Duitse autoriteiten: “Kans op ernstige bijwerking is niet 1 op 5.000 personen maar aanzienlijk hoger: 1 op 2.500 voor de basisserie, 1 op 1.667 voor geboosten en 1 op 1.250 voor viervoudig gevaccineerden”.
Corona-Impfung:
Schwere Nebenwirkungen: Gesundheitsministerium veröffentlicht falsche Zahlen
Risiko von Impf-Nebenwirkungen ist laut Paul-Ehrlich-Institut höher als vom Gesundheitsministerium angegeben. Jetzt hat sich die Behörde von Karl Lauterbach korrigiert.
P. Debionne, 21.7.2022 – 11:09 Uhr
Das Bundesgesundheitsministerium sorgt mit einem Tweet für Aufregung. In dem Twitter-Beitrag heißt es: „Eine von 5000 Personen ist von einer schweren Nebenwirkung nach einer COVID19-Impfung betroffen.“ Die Zahl ist falsch. Im Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) heißt es: „Die Melderate betrug für alle Impfstoffe zusammen 1,7 Meldungen pro 1000 Impfdosen, für schwerwiegende Reaktionen 0,2 Meldungen pro 1000 Impfdosen.“ Die PEI-Angaben beziehen sich demnach auf einzelne Impfdosen, nicht auf geimpfte Personen.
Damit liegt das Risiko für schwere Nebenwirkungen nicht bei 1 zu 5000, sondern deutlich höher. Bei grundimmunisierten Menschen je nach Impfstoff also bei bis zu 1 zu 2500, bei Geboosterten bei bis zu 1 zu 1667 und bei vierfach Geimpften sogar bei bis zu 1 zu 1250. Das Bundesgesundheitsministerium korrigierte die Falschmeldung, nachdem mehrere Twitter-User darauf hingewiesen hatten.
Nebenwirkungen: Einzelfälle, selten, sehr selten oder gelegentlich?
Die Zahlen würden bedeuten, dass schwere Nebenwirkungen nicht als „Einzelfälle“, „sehr selten“ oder „praktisch nebenwirkungsfrei“ bezeichnet werden dürfen. Genau das hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zuletzt immer wieder gemacht. So sagt er in einem aktuellen Video seines Ministeriums: „In sehr seltenen Fällen können nach der Corona-Schutzimpfung auch entsprechende Nebenwirkungen vorkommen.“
Ob Nebenwirkungen als häufig, gelegentlich, selten, sehr selten oder als Einzelfälle eingeordnet werden, ist im „Medical Dictionary for Regulatory Activities“ (MedDRA) definiert. Durch MedDRA ist nach Angaben von Experten eine einheitliche Klassifizierung von unerwünschten Ereignissen und Arzneimittelnebenwirkungen in klinischen Studien möglich.
Die Befunde werden auch qualitativ in Kategorien wie erhöht, erniedrigt, selten, häufig, normal, anomal, nachweisbar, nicht nachweisbar, positiv und negativ bewertet. Alle Bewertungen sind einheitlich definiert. In der Europäischen Union und den USA ist bei der Meldung von unerwünschten Ereignissen die Kodierung mittels der MedDRA-Terminologie Pflicht.
So wird die Häufigkeit von Nebenwirkungen eingeordnet:
- Sehr häufig: Unerwünschte Wirkung bei mehr als einem Fall pro 10 Behandelten.
- Häufig: Zwischen 1 und 10 pro 100.
- Gelegentlich: Zwischen 1 und 10 Fällen pro 1000 Behandelten.
- Selten: Ein Fall auf 1000 bis 10.000.
- Sehr selten: Weniger als ein Fall bei 10.000 Behandelten.
- Einzelfälle: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar.
Auch der Verband forschender Arzneimittelhersteller stellt auf seiner Internetseite Informationen und Angaben zur Häufigkeit von Nebenwirkungen zur Verfügung.
Twitter stuft Inhalt des Beitrags als „irreführend“ ein
Unterdessen wurde die englische Zusammenfassung des Tweets vom Bundesgesundheitsministerium zu schweren #Nebenwirkungen als irreführend eingestuft. Inhalt des Beitrag des Bundesgesundheitsministeriums von Twitter zwischenzeitlich als „irreführend“ eingestuft. In den entsprechenden Richtlinien bei Twitter heißt es dazu: „Unter anderem darfst du keine Inhalte teilen, die Menschen in Bezug auf folgende Aspekte irreführen können: das Wesen des COVID-19-Virus; die Wirksamkeit und/oder Sicherheit von vorbeugenden Maßnahmen, Behandlungen oder anderen Vorkehrungen zur Minderung oder Behandlung der Krankheit.“

Kassenärzte: 2.487.526 Patienten mit Impfnebenwirkungen
Auch die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten behandelten das Thema Häufigkeit von Nebenwirkungen kürzlich. So heißt es im ZDF unter der Überschrift „Was wir aktuell zu Impfnebenwirkungen wissen“, dass der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im Vergleich zum PEI noch höhere Zahlen möglicher Nebenwirkungen vorlägen.
Das liege daran, dass „sie mehr Nebenwirkungen erfasst: Ans Paul-Ehrlich-Institut werden nur Verdachtsfälle gesundheitlicher Schäden gemeldet, die über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehen. Die Kassenärzt*innen zählen hingegen sowohl übliche und damit nicht meldepflichtige Impfreaktionen als auch meldepflichtige Beschwerden – bis Ende Juni kamen sie so auf 2.487.526 Patient*innen mit Impfnebenwirkungen.“